(von Ulrich)
Die sagenwirmal normalen Straßen in Irland sind schmal. Ob es eine Landstraße ist oder eine Ortsdurchfahrt – man ist gut beraten, die Ausmaße seines Autos zu kennen, anderenfalls droht zumindest Ungemach in Form häßlicher Geräusche, wenn man mit dem linken Außenspiegel den rechten Außenspiegel eines geparkten Autos erwischt. Landstraßen haben (jedenfalls hier im Süden) zum Glück oft – wenn man nicht gerade in den Bergen ist – nichts Hartes, sondern nur Hecken als Begrenzungen, so daß man, wenn man einem Entgegenkommenden ausweicht, einfach durch knisternde Geräusche von links gewarnt wird, daß man jetzt nicht noch weiter ausweichen sollte. In den kleinen Städten und Dörfern trifft man oft Hauptdurchgangsstraßen an, die zwischen „ganz schön eng“ und „heller Wahnsinn, daß sie hier keine Einbahn-Regelung haben“ rangieren. In diesen Durchfahrten wird oft durch gelbe Striche am Straßenrand angedeutet, daß das Parken nicht gern gesehen wird (sondern vielmehr verboten ist), aber die meisten Autofahrer tragen es mit Fassung und parken dort trotzdem. Auch wenn solcherart aus dem „hellen Wahnsinn“ eine „himmelschreiende Idiotie“ oder so etwas wird.
Anscheinend gibt es gelegentlich mal Geld zum Straßenausbau, und wenn dann zusätzlich auch noch Platz zur Straßenverbreiterung da ist, entsteht eine Land- oder Bundesstraße, wie man sie im deutschsprachigen Raum gewohnt ist. Lustig wird es dann, wenn die mit solchen Sanierungsmaßnahmen bedachte Straße faktisch eine kleine Regionalstraße ist, die plötzlich in neuem, breiten Glanz erstrahlt, während die höher kategorisierte, parallel verlaufende Nationalstraße im alten Zustand verbleibt. Das Resultat ist, daß sich neben einer auf den Karten groß und wichtig erscheinenden Nationalstraße, die sich dem Autofahrer eng, kurvig, einfach unbequem und gefährlich darbietet, eine kleine, unbedeutende und abschreckend schmal verzeichnete Nebenstraße in breiter, wohlausgebauter Pracht räkelt. Aber es muß wohl administrativ kompliziert sein, die Straßen entsprechend ihrem tatsächlichen Zustand umzuwidmen. Pech insbesondere für ortsunkundige Wohnmobil- und Reisebusfahrer…
[Update]
Natürlich gibts auch richtig tolle Straßen und Autobahnen. Letztere kosten teilweise Straßengebühr, was etwas chaotisch anmutet: An einer Stelle steht plötzlich eine Gebührenstation, bei der man sein abgezähltes Geld in so einen Trichter schmeißen muss. Wenn man stattdessen die Autobahn erst an der nächsten Auffahrt befährt, scheint es auch kostenlos zu gehen…
Nicht zu vergessen die Ringautobahn um Dublin: Da werden die Kennzeichen der Autos automatisch erfaßt, und man hat bis zum Abend des nächsten Tages Zeit, die Gebühr zu bezahlen. Wie sie das machen mit der automatischen Erkennung, wäre sehr interessant zu erfahren, denn es gibt hier anscheinend keine gesetzlich vorgeschriebene Schriftart auf den Autonummern. Fett, kursiv, selbst Schreibschrift ist uns begegnet. Naja, vielleicht beschäftigen sie einen Haufen angestellter Kennzeichenleser. Schafft Arbeitsplätze 🙂
Ich stelle fest, dass sich Irland und Schottland wirklich sehr ähneln müssen.
Nachdem wir die engen Straßen der Lowlands ein wenig über hatten machten wir uns auf in den Norden und dachten uns wir geben uns die Autobahn.
Diese würde hier nicht mal als Gemeindestraße durchgehen.