(von Ulrich)
Am 10.7., einem Sonntag, verließen wir Skibbereen, um in Bandon weitere Verwandtschaft abzuklappern. Das Wetter war trocken, aber leider stark bewölkt, Sonnenschein war Mangelware. Immerhin trocken, man ist ja bescheiden. Unser erstes Ziel war der Steinkreis von Drumbeg, den Ronnie uns auf der letzten Tour vor 5 Jahren gezeigt hat. Das Fahren war in den Ortsdurchfahrten teilweise mäßig lustig, weil in der Umgebung der Kirchen (Sonntag!) die Straßen vor lauter geparkten Autos schwer passierbar waren. Nach einigen winkelig-kurvigen Kilometern lag er vor uns, der Steinkreis. Sozusagen ein Kreis von Steinen, verschieden hoch, angelegt – ganz grob gesagt – um die Zeit von Christi Geburt, bei dem die verschieden hohen Steine teilweise eine Funktion hatten (am Tag der Wintersonnenwende fällt der Strahl der aufgehenden Sonne [sofern sie an diesem Tage scheint, was mit einer Wahrscheinlichkeit deutlich unter 100% der Fall sein dürfte] zwischen den höchsten Steinen A und B, die eine Art Portal zu dem Kreis bilden, genau auf den gegenüber querliegenden Stein X, der mehrere wohlplazierte Mulden für irgendwas zu Opferndes aufweist usw.). Eine etwas bessere Dokumentation oder zumindest bessere Lesbarkeit der vorhandenen Tafeln wäre wünschenswert gewesen. Unweit des Steinkreises befanden sich weitere Einrichtungen wohl eher etwas profanerer Natur, nämlich erstens Reste eines kleinen Gebäudes, das wohl so eine Art „Pub zum Steinkreis“ (Pub zum lustigen Druiden) darstellte, und zweitens eines Gebäudes, in dem gekocht wurde (die Wissenschaft hat festgestellt, daß hier in einem in den Boden eingelassenen Bassin mittels hineingeworfener Steine, die vorher im Feuer erhitzt worden waren, eine dreistellige Anzahl an Litern Wasser in einer recht kurzen Zeit zum Kochen gebracht werden konnte). (Ein Topf Wasser hätte wohl mit einer weitaus geringeren Anzahl Steine in weitaus kürzerer Zeit zum Kochen gebracht werden können und die enthaltene Suppe hätte weniger erdig geschmeckt – aber was kümmert das die Wissenschaft?) Interessant, wenn auch – zumal bei bewölktem Himmel – unspektakulär zu photographieren.
Weiter ging es nach Clonakilty, einer netten kleinen Küstenstadt, die besonders bei sonnigem Wetter sehr bunt daherkommt und allein schon deswegen sehenswert ist. Es war zwar nicht sonnig, aber trotzdem ganz nett. Besonders nett war ein Café, in dem es kostenloses WLAN gab (was man hier gerne hat – beneidenswert), und in dem wir bei einer Tasse Kaffee unseren Blog-Pflichten von vorgestern nachkommen konnten.
Nächste Station war Timoleague (durchgefahren sind wir rein zufällig, Ulrich meinte dann, sich irgendwie dunkel an den Namen zu erinneren – & zack war auch schon die Ruine aufgetaucht), wo es eine interessante Ruine eines Franziskanerklosters gibt (Cromwells Soldateska hat im 17. Jahrhundert dem jahrhundertealten Klosterleben endgültig ein Ende gemacht); fast das gesamte Areal (bis auf die Bibliothek) wird jetzt als Friedhof benutzt. In diesem Ort wurden wir kurzzeitig von einer struppigen Hündin adoptiert; aber es war glücklicherweise nicht die ganz große Liebe, so fiel der Abschied nicht allzu schwer. Das Photo-Wetter war grausig, die resultierenden Photos fallen (auch motivmäßig) eher in die Kategorie „Gothic“.
Jetzt fuhren wir nach Kinsale, einem ziemlich mondänen Yachthafen, den der Schreiber dieser Zeilen so ein bißchen Riviera-artig in Erinnerung hatte; mit dem Niedergang des irischen Tourismus ist es auch mit dem Snobismus vorbei hier. Es war trotzdem furchtbar viel los, weil an diesem Wochenende irgendein Jahrmarkt war. Schon vor dem Ort fielen die Reihen von parkenden Autos am Straßenrand auf; wir passierten sie und landeten alsbald in einem gigantischen Stau, in dem wir uns bis zum Ortsende schoben. Dort fand sich ein Parkplätzchen und wir stürzten uns ins Vergnügen. Naja, insgesamt war das Zuschauen bzw. -hören ganz lustig (ganz schön viele „Alternative“ unter dem Volk), die Preise aber ganz schön hoch (eine Eiskugel 2 Euro und dabei von höchst durchschnittlicher Qualität) und nach einem Stündchen hats uns dann auch wieder gereicht. Aber schon sehr hübsch anzusehen, was da so veranstaltet wurde.
Irgendwie, auf verschlungenen Pfaden hintenrum, schlichen wir uns dann Richtung Bandon davon, ohne nochmals durch die Stadt zu müssen. Und erreichten tatsächlich Bandon, fanden die richtige Ausfallstraße, fuhren (wie es dem Schreiber dieser Zeilen bislang jedesmal ergangen ist) an der Straße, die nach Kilbeg North hineinführt, vorbei, was aber in einer Minute korrigiert war, und waren am Ziel dieses Tages angekommen. Dabei ist nicht zu vergessen, dass das sprechende Navi namens Eva, das der Schreiber dieser Zeilen bei sich zu haben pflegt, leider kein ausreichendes Kartenmaterial zur Verfügung hatte: Auf dem Google-Maps-Ausdruck befand sich die Zielmarke im (geografischen) Ortszentrum von Bandon, nicht auf dem Hof von John und Rosemarie, zu dem wir unterwegs waren… Genau bis zu diesem fiktiven Punkt gabs denn auch keine Umwege… Bei der Ankunft wurden wir von den Haushunden Missy, Sam und der scheuen Winnie stürmisch begrüßt und haben erneut „only a salad“ (seeehr lecker) bekommen. Der Abend klang mit nettem Geplaudere, viel Streicheln vom Kuschelhund Missy und einem ganz gepflegten „Tropfen“ Whiskey bzw. Wein aus…
(von Eva)
Unsere Reiseroute:
Auf dem Weg zum Steinkreis: Jenseits dieses Schildes gilt offenbar „Farmrecht“, was immer das auch bedeuten mag (als Strafe fürs Betreten 3 Stunden Stall ausmisten? Kühe melken??)
Der Wachdruide am Steinkreis steht mit seiner Kamera bereit!
Im Steinkreis tanzt eine eigenartige Lach- und Kicherdruidin ihre eigenartigen Steinkreis-Tänze
Im Pub zum lustigen Druiden
Der ganze Komplex in der Übersicht
In diesem Loch wurde angeblich Suppe gekocht, naja, ich hab da so meine Zweifel…
Clonakilty: Bunte Garagentore
Kopflose Opfer eines Kredithais?
Hübsche Brücke, immer noch in Clonakilty
Das Postamt von Clonakilty
Wirklich! Und das nicht erst seit gestern!
Ein fröhlich-bewegtes Musikgeschäft (nein, ich hab nicht noch eine Tin Whistle gekauft, bin ja brav…)
Sehr lobenswert in Irland: In sehr vielen Innenstädten habe ich halbautomatische Defibrillatoren gesehen, allerdings müssen sie offenbar mehr oder weniger stark vor Vandalismus geschützt werden, was ihr Vorhandensein meiner Meinung nach ad absurdum führt… (Diese Variante empfinde ich als extrem! Das Vorhängeschloss hat eine Zahlenkombination, die nicht offen sichtbar an dem Kasten angebracht ist. Woher der Ersthelfer diese wissen soll, bleibt rätselhaft…) In einem anderen Städtchen habe ich einen ähnlich versperrten Defi gesehen, bei dem sich der Schlüssel in einem hinter einem einzuschlagenden Glas befindet. Allerdings ist kein Hammer o. ä. dabei, wie man das Glas nun einschlagen soll, ist mir auch verschlossen geblieben…
Die Ruine der Abtei von Timoleague (auf dem Parkplatz hat Ulrich in strömendem Regen amal Kaffee getrunken)
Eigenartige Bogentechnik (war das von Anfang an so?)
Überall in der Ruine, auch im alten Kirchenschiff, befinden sich Gräber. Nur in der Bibliothek nicht. Gibt einem zu denken: Wo man nicht mal laut sprechen darf, legt man keine Leichen ab, oder wie? (Ugh!)
Gothic Impressions
Interessantes Schild: Wie haben die das früher gemacht? Hat da jeder einfach ein Grab buddeln dürfen, oder wie?
Ulrich und seine Kurzzeit-Hundeliebe
Kinsale: Bunte Häuser mit bunten, leider sehr teuren Geschäften
Möchtegern-Wahrscheinlich-Ska-Band auf dem Festl in Kinsale (ganz nett, aber irgendwie fehlte das gewisse Etwas)
Fleischhauer mit künstlerischen Ambitionen
Zur allgemeinen Verwirrung stehen Straßenschilder in Irland nicht nur gerne hinter der wunderbaren, grünen, wuchernden Vegetation, sondern sind auch noch mehr oder weniger stark in Gälisch gehalten (Aerphort soll wohl Flughafen bedeuten). Die Entfernungsangaben sind z.T. in Meilen und z.T. in Kilometern angegeben, man sollte sich also nicht wundern, wenn die Entfernung zum Zielort (der zudem auf den Tourikarten oft nicht eingezeichnet ist, grumpf) trotz richtigen Weges manchmal plötzlich höher als erwartet ist!
Mit diesem Boot kommt man wohl nimmer weit…
Unser Zimmer bei Rosemarie & John (in Irland werden netterweise französische Betten ohne auseinanderdriftende Doppelbetthälften bzw. -matratzen und eine gemeinsame Bettdecke bevorzugt, sehr sympathisch)
Ulrich „with a drop of Whiskey“
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