(von Ulrich)
Am 12.7. (Dienstag) machten wir auf Rosemaries Empfehlung hin einen Ausflug zum Naturpark Gougan Barra in der Nähe von Macroom.
Wie üblich, ging die Tour erst nach gemächlichem Erwachen und gemütlichem Frühstück inklusive reichlichem Hundestreicheln und -trösten (wegen des immer noch anhaltenden nachbarlichen Krähen-Verscheuchungs-Geballeres) und insofern nicht vor dem fortgeschrittenen Vormittag los. Warum auch, man ist im Urlaub und nicht auf der Flucht.
Während wir so über die auf Bildern und in der Erinnerung netten, aus gegenwärtiger Autofahrersicht hassenswerten schmalen Landsträßchen dahinfuhren, stand an einer Kurve plötzlich eine fuurchtbar romantische Ruine, die dermaleinst wohl eine Mühle gewesen war. Klar, daß es unvermeidlich war, kurz mal anzuhalten, um dieses Kleinod der Ruinen-Romantik in Augen- und Objektivschein zu nehmen.
Einige Zeit später mußte abermals an einer Ruine gehalten werden (im Dörfchen mit dem unmerkbaren Namen Inchigeelag), einer Kirchenruine diesmal; von außen herrlichste Gotik, nach Informationen der danebenstehenden Informationstafel herrlichste Neogotik aus dem 19. Jahrhundert. Ausnahmsweise ist also der abscheuliche Cromwell mit seinen Truppen unschuldig am Zustand des Gebäudes, sondern das haben die Iren im Bürgerkrieg nach 1922 selber hingekriegt. Die Ruine lag herrlich da im Sonnenschein, umgeben von grasüberwucherten Gräbern auch aus neuerer Zeit, wieder mal herrlichste Ruinenromantik. Inmitten dieser Szenerie saßen ungefähr 7 sehr reizende ältere Damen und zeichneten. Augenscheinlich ein Volkshochschulkurs, und der gutaussehende, sonnengebräunte jüngere bärtige Herr, der zwischen ihnen hin- und herging und Ratschläge erteilte, war offenbar der Lehrer. Alle waren sie sehr nett, plauderten ein bißchen, wenn man vorbeiging, rückten zur Seite, um bessere Aufnahmepositionen zu ermöglichen, und gaben Hinweise auf noch bessere. Richtig schön.
Die Landschaft hat hier nichts mehr von der Schroffheit, die wir in den vorigen Tagen an und in der Nähe der Küste angetroffen haben; alles wirkt (jedenfalls bei schönem Wetter) friedlich, fast möchte man sagen, lieblich. Seenlandschaft wechselt ab mit Wäldern; dabei ist es nicht topfeben, sondern durchaus recht hügelig, aber eben nicht so felsig-zackig.
An einem See liegt der „Zugangsbereich“ des Parks von Gougan Barra. Es gibt dort ein Hotel, eine Gastwirtschaft (zweigeteilt – links Cafeteria, rechts Pub) und einen Andenkenladen. Und dann ist dort ein Wallfahrtsort mit einer Kapelle, denn hier lebte der (später) heilige Finbar im 6./7. Jahrhundert als Eremit, ehe er dem „River Lee“ (der auf seinem Weg zum Atlantik wohl noch zum richtigen Fluß wird, hier aber beim besten Willen nur als Bach bezeichnet werden kann) folgte und nahe seiner Mündung das Kloster Cork gründete (und lt. Hinweistafel die Stadt gleichen Namens – ich halte es allerdings für ausgeschlossen, daß an einem solchen Naturhafen, wie ihn Cork aufweist, nicht schon vorher eine Siedlung, sei sie Stadt oder Dorf, bestanden haben soll) und später dort Bischof wurde.
Die Kapelle ist von erfreulicher Schlichtheit, manch barockes Kirchlein z.B. im alpenländischen Raum könnte sich da ein Beispiel dran nehmen.
Man kann mit dem Auto in den Park fahren, dann kostet’s aber Eintritt (bzw. Einfahrt); zu Fuß kommt man kostenlos hinein. Wir zweigten von der Straße bald auf einen verheißungsvollen Waldweg ab, von diesem wiederum auf einen noch verheißungsvolleren usw. Irgendwann waren wir ziemlich hoch oben und konnten über das bewaldete Tal schauen. Leider hat man dort nicht nur eine schöne Aussicht über ein bewaldetes Tal, sondern auch einen Blick auf sehr stark geschädigte Kiefern, bei denen teilweise ungefähr ein Drittel der Nadeln braun sind. Keine Ahnung, ob daran eine Krankheit schuld ist oder die Umweltverschmutzung (diese ewige Heizerei mit Torf – gesund kann das nicht sein für Mensch, Tier und Baum).
Nach einer schönen Tour waren wir dann wieder unten an der Straße und sahen einen kleinen Schotterweg, der neben ihr herzulaufen schien. Der sah einladender aus als der Asphalt, also marschierten wir darauf zurück. Dummerweise hörte der Weg irgendwann auf, neben der Straße herzulaufen, führte zwar zuerst noch mehr oder weniger in dieselbe Richtung, stellte aber auch diese Tendenz allmählich ein. Uns blieb nichts anderes übrig, als ihm weiter zu folgen, bis wir wieder an seinem Ausgangspunkt landeten. Ein Blick auf die dort angebrachten Übersichtskarten zeigte uns, daß wir uns dem Parkeingang bis ca. 50 Meter genähert hatten, ohne dorthin gelangen zu können, weil dichtes Gestrüpp und ein Bach (Verzeihung: der River Lee) es verhinderten. Also blieb uns nichts übrig, als doch auf der Asphaltstraße zum Auto und zu der gleich dabei befindlichen Cafeteria zurückzutappen. Auf dem Parkplatz vor dieser waren inzwischen 2 oder 3 Busse voll mit ältlichen Pilgerinnen aufgetaucht, die nach Entnahme des heiligen/heilenden Wassers aus der heiligen Quelle des heiligen Finbar sich schnurstracks ins Café begaben und dort bei viel Tee ihre Wallfahr-Erinnerungen (Lourdes, Fatima etc.) austauschten.
Im Café wieder zu Kräften gekommen, machten wir uns auf, der Stadt Macroom noch einen Besuch abzustatten. Das ist eine jener schon gelegentlich beschriebenen landestypischen hübschen kleinen Städte mit bunten Läden, Pubs usw. und wie viele von diesen auch mit einem Problem, hier besonders groß: Eine wichtige Durchgangsstraße geht mitten durch den Ort. Besonders nachmittags wälzt sich eine nichtendenwollende Blechlawine über die Hauptstraße, und auf den engen (teilweise nur wenige Zentimeter breiten) Bürgersteigen ist man seines Lebens nicht sicher. Es gibt dort die Reste eines „Castle“ (Schloß? Burg? Irgendsowas), und das wollten wir anschauen. Man sieht das von Türmen flankierte Tor mit davor aufgebauten Kanonen schon von weitem; man sieht beim Näherkommen auch, daß sich etwas weiter jenseits des Tores eine Autowerkstatt in die Außenmauer eingenistet hat. Kaum hat man das Tor durchschritten, ist allerdings auch schon wieder Schluß mit Schloß, denn dort befindet sich ein Teil der Stadtverwaltung, eine Fachschule, ein Golfplatz (auf dem wir plötzlich recht unvermutet standen), ein Football-Feld und ein Park, und man wird kaum annehmen dürfen, daß sich jenseits all dessen der Mauerring wieder schließt (das wäre ein Riesenschloß!), also ist wohl davon auszugehen, daß der Torbereich und die Mauer bis hin zur Autowerkstatt einfach der letzte erhaltene Rest ist.
Nach einer Weile Herumspazieren im Park kamen wir auf die Idee, man könnte angesichts des schönen Wetters, der vorhandenen Bänke und Tische und des durch glückliches Zusammentreffen gerade im Auto liegenden Laptops doch dieses schöne Ambiente nutzen, um eine Irland-Geschichte zu schreiben, die dann von einem nahegelegenen Internet-Café aus (ich habe übrigens seit vielen Jahren in keinem solchen Etablissement mehr gesessen, bei dem mir aufgefallen wäre, daß man dort tatsächlich Kaffee bekommt) auf die Welt losgelassen werden könnte.
Gesagt, getan.
Viel später, als wir in Bandon aus dem Auto stiegen, erwies sich, daß Evas Strickjacke vergessen hatte, aus dem Internet-Café wieder mitzukommen. Somit war das erste Ziel des morgigen Tages festgelegt.
Der Rest des Abends verlief wie die vorigen zzgl. Bilderanschauens von lustigen Urlauben in agfa-bunter Vorzeit…
(von Eva)
Unsere Reiseroute:
Das Haus von John und Rosemarie
Die romantische Mühlenruine
Die Kirchenruine in Inchigeelagh
Ja, das Wetter kann auch in Irland richtig toll sein!
Einer der romantischen Seen an der Straße
Äpfelchen?
An dem Barbecue-Abend haben wir gelernt, was die Farben auf der irischen Fahne bedeuten: Grün steht für die Republik Irland, orange für Nordirland und weiß für den Frieden und die Einigkeit der gesamten irischen Insel. Nebenbei würden die Iren aber zu dem Orange nicht Orange, sondern Gold sagen, naja, is wohl edler oder so…
Die Kapelle des heiligen Finbar in Gougan Barra
Das ist dann wohl die heilige Glocke des heiligen Finbar
In dem See lebt auch ein (wohl nicht heiliges) Drachenmonster
Im Wald von Gougan Barra
Die allgegenwärtigen Fingerhüte
Ein hübscher kleiner Wasserfall
Der River Lee (beeindruckend wie er sich majestätisch durch die Landschaft wälzt, oder?)
Auf dem zwar schönen, aber irgendwie doch doofen Umweg…
Heiliges Schaf des heiligen Finbar (oder ist der Heilige selbst uns in dieser Gestalt erschienen? Ein Zeichen, ein Zeichen!)
Das Castle von Macroom (wir haben dort enttäuschenderweise übrigens keinen einzigen Apple Store gesehen) mit ortstypischem Verkehrschaos
Die Seitenmauer des Castle, man beachte die Geschäftchen inkl. Autowerkstatt in der Schlossmauer! Die hier zu sehende Straße ist eine der großen Verkehrsadern, die den Süden mit dem Westen von Irland verbinden!
Die Schlosswache ist recht entspannt
Das Schlossportal von innen
Brücke über den River Lee, inzwischen ein ganz hübscher Fluss!
Das ist keine moderne Kunst, sondern ein Rhododendron“busch“
Eine Außenmauer des Schlosses, kurz danach standen wir auf einmal auf einem Golfplatz…
Unscharfes Schloss-Häschen
So lässt sichs gemütlich am Blog arbeiten!
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