(von Ulrich)
Am Mittwoch, dem 13.7., hieß es Abschied nehmen von Bandon, Rosemarie und John und den Hunden. Das Ziel dieses Tages war Cashel, aber ehe wir diese Richtung einschlagen konnten, mußten wir nochmal nach Macroom ins Internetcafe, Evas Jacke holen (siehe gestrige Geschichte) Herrliches Wetter, wenig Verkehr, im Hui waren wir in Macroom, wo erwartungsgemäß von „wenig Verkehr“ nicht die Rede sein konnte, wenn es auch nicht so schlimm war wie am vorigen Nachmittag.
Die Jacke lag noch genau da, wo sie gestern liegengeblieben war. Da wir schon mal im Internet-Laden waren, luden wir gleich die nächste Blog-Absonderung hoch; danach machten uns ohne weitere Umschweife wieder auf den Weg. Dieser führte uns über die inzwischen hinreichend besungenen kleinen Straßen und Sträßchen zuerst nach Mallow, wo es in der Stadt eine Burgruine zu bewundern galt (von der Anstrengung des Bewunderns mußten wir uns bei einem Kaffee erholen), dann zur Ruine der Priorei Ballybeg, wo es sich Pferde und Kühe gemeinsam zwischen den Gebäuderesten wohl sein lassen, dann in die nicht weit entfernte Stadt Buttevant. Der für irische Verhältnisse recht absonderliche Name kommt wohl vom französischen „Boutez en avant“ (Treibt voran), einem Wahlspruch/Schlachtruf in der Dynastie der Lords de Barry, denen der Ort im Mittelalter gehörte. Auf Gälisch heißt der Ort Cill na Mallach (Kirche der Flüche) – hübsch, nicht? Wir hätten da sowieso durchfahren müssen, aber wo wir schon mal da waren, haben wir auch der dortigen Klosterruine noch einen Besuch abgestattet.
In Golden, einem Ort ein paar Kilometer vor Cashel, entdeckten wir einen hübschen kleinen Park auf einer Flußinsel – Ehrensache, daß in seiner Mitte die Ruine eines mittelalterlichen Turmes steht…
Und so kamen wir endlich nach Cashel, das übrigens dominiert wird durch einen Hügel voller Rui… äh, da komme ich gleich noch separat drauf zu sprechen.
Zuerst wuselten wir uns durch den Nachmittagsverkehr hindurch zu unserer Pension „Ard Ri House“, die etwas außerhalb der Stadt liegt. Schönes Haus, nette Wirtin, schönes Zimmer, höchst komfortabel usw. Und endlich hatten wir mal ein B&B mit kostenlos nutzbarem WLAN, d.h. endlich nicht mehr der Zirkus mit dem USB-Stick und der Suche nach einem Internet-Café.
Nachdem wir unser Gedöns ins Zimmer verfrachtet und der Frau Wirtin unsere Wünsche für das morgige Frühstück mitgeteilt hatten (das muß man hier immer am Vorabend machen), zogen wir wieder los, um die Stadt anzusehen. Hübsch, wie kleinere irische Städte halt zu sein pflegen (hatte ich schon mal erwähnt, oder?) mit teilweise chaotischen, durch Enge noch verschärften Verkehrsverhältnissen. Und über allem thront der Rock of Cashel, seit vorchristlicher Zeit Königssitz, seit ca. 1100 Bischofssitz; im 18. Jahrhundert wurde dieser von der Kirche auf- und damit dem Verfall preisgegeben. Die verbleibende Bebauung besteht heute weitgehend aus – na was wohl: Ruinen.
Wir umrundeten den Felsen einmal und photographierten, was das frühabendliche Licht noch hergab. Leider ist ein Teil der Gebäude momentan eingerüstet, das sieht nicht schön aus; immerhin haben sie ans Gerüst keine Einbauküchenreklame drangepappt, wie wir es beim Dogenpalast in Venedig im Frühjahr gesehen hatten.
Dieser ersten Tour schloß sich ein Besuch in einem indischen Restaurant an. Dort herrschen, wie’s aussieht, interessante Gebräuche: An der Tür klebt ein Zettel, auf dem die Besucher eingeladen werden, ihren Wein selber mitzubringen. Nichtsdestoweniger kann man sich auch welchen servieren lassen (wie eigentlich überall in Irland, ist der Wein ziemlich ordentlich), was wir taten. Zum Essen gab’s für den Schreiber dieser Zeilen „Chicken Vindaloo“, ein Gericht, das ihm von Esslingen her als scharf bekannt ist, hier aber, um Michael Mittermaier zu zitieren, „luzifermäßig“ gewürzt war. Sehr lecker (leider nicht optimal verträglich). [Anmerkung der ob der Schweißperlen auf Ulrichs Stirn grinsenden Begleiterin: Auch unscharfe indische Sachen sind lecker! :-D)
Nach Heimkehr und Arbeit an Bildern und Blog ging es dann am späten Abend nochmal los. Der Felsen ist nachts angestrahlt und sieht furchtbar toll aus; also Teleobjektiv, Stativ und Reissäckchen eingepackt und, diesmal mit Auto, in seiner näheren und weiteren Umgebung herumgeschlichen und hochspektakuläre Bilder gemacht. Mitternacht war lange vorbei, als wir heimkehrten.
So beendeten wir, etwas bzw. etwas stärker durchgefroren, einen zum Glück nicht ruinösen, aber ziemlich ruinenhaltigen Tag.
(von Eva)
Unsere Reiseroute:
Abschied von Rosemarie und John…
und von den Hunden Sam…
und Missie
Typische irische Regionalstraße (so können allerdings auch ausgebaute Nationalstraßen plötzlich mal aussehen)
Das Castle von Macroom bei Sonnenschein 🙂
Macroom: Ein Denkmal für die Gefallenen der IRA (aus der Zeit des irischen Unabhängigkeitskrieges 1916-1922, als die IRA noch die Gesamtheit der irischen Aufständischen gegen die englische Herrschaft darstellte)
Der Uhrturm von Mallow
Irgendein lokaler Lord in Mallow, allerdings sieht er meiner Meinung nach eher wie ein südamerikanischer Diktator aus (der zudem von einer Straßenlaterne erdolcht wurde)
Für alle Lush-Fans: Ein Friseur, der nur Godiva-Shampoo verwendet?
Höchst gefährliche Kirchenruine!
Das Wappen derer von Mallow (hab noch nie ein Wappen gesehen, das mit Hilfe eines Gürtels geschlossen wurde… naja, wers mag…) Man könnte meinen, es sei eine Aufforderung, erstens mehr Jägermeister zu trinken und zweitens den Gürtel enger zu schnallen.
Das hübsche Pförtnerhäuschen des Mallow Castle
Das alte, sehr malerische Mallow Castle
Das etwas neuere, vor wenigen Jahren an Privateigentümer verkaufte Castle
Die Priorei Ballybeg
Zu sehen sind die derzeitigen Bewohner der Priorei bei ihren klösterlichen Verrichtungen
Doch ein letzter, wackerer Mönch verteidigt grimmig lachend die Klosterpforte
Die Verwalterin der Abtei…
blickt milde strafend auf den Eindringling
Die Mönche gaben sich zunächst sehr unnahbar grasend…
oder höchst geschäftig, …
zeigten sich denn aber doch kuschelbedürftig!
Die Klosterruine von Buttevant
Das Photo wär wohl noch stimmiger ohne das Baugerüst in der Ruine…
Das Eeeeeeeehhhhnde naaaaaaaaaaaaht!
Kreuz mit eigenartig an ein Dollarzeichen erinnernden Christus-Initialen
Fehlt da nicht ein Buchstabe?
Turmruine außerhalb von Golden
Die Golden … Bridge
Der Turm dazu
Bierreklame: Wenns im Sommer fuuuuuuuuurchtbar heiß ist, gibt’s das Bier billiger. Man beachte allerdings die Temperaturen, die sich ein irischer Meteorologe als „fierce hot“ vorstellt…
Der erste Blick auf den Rock of Cashel
Der Rock ein bissl näher
Die unterhalb des Rock liegende Ruine der Hore Abbey
Der Rock of Cashel bei Nacht
Ein Auktionshaus, das von Schafen und Kühen geleitet wird? (irgendwie erinnert mich das an Animal Farm)
Freundliches Schild an der Tür des indischen Restaurants – Wofür bedanken die sich hier eigentlich? Wollen die keinen Wein servieren? Auffällig war in dem Restaurant auch, dass sich der Kellner ständig für alles bedankte, z.B. auch wenn er uns den (bestellten!) Wein hinstellte…
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