(von Ulrich)
Samstag, der 16.7., war leider bereits der vorletzte Tag der ganzen Irlandsause 😦 , und es wurde Zeit, daß wir uns wieder in Richtung Dublin begaben. Ein letztes Highlight stand uns noch bevor, und das war der Klosterbezirk Glendalough in den Wicklow Mountains, gut 50 Kilometer südlich von Dublin. Es war ein Stück Weges von Cashel dorthin, deshalb waren wir entschlossen, uns von Ruinen usw. am Wegesrande möglichst nicht ablenken zu lassen. Einige allerletzte Abschiedsbilder vom Rock of C. mußten natürlich noch sein, dann ging es über eine Auswahl von allem, was Irland an Asphaltstraßen zu bieten hat, von Autobahn bis (leider fällt mir nichts passendes mit Z ein…) winziger „National“- oder Regionalstraße, nordwestwärts. Nichts konnte uns aufhalten – naja, fast nichts: Ein paar Rindviecher auf der Straße konnten es ebenso wie ein epochaler Stau in einem Ort namens Athy, der uns eine Ewigkeit (gefühlt: etwa eine Stunde, tatsächlich wohl nur eine halbe, was sich aber für einen Ort dieser Größe sehen lassen kann) die Schönheiten an der Hauptdurchgangsstraße genießen ließ. Schuld war kein Feuerwehreinsatz, kein Unfall, keine Reifenpanne, kein Wasserrohrbruch, sondern einzig und allein eine Ampel, deren Phasen anscheinend von einem Freizeit-Ampelprogrammierer oder Nebenberufler programmiert worden waren. Grauenvoll.
Ein weiterer (abermaliger) Quell der Freude war die tolle ADAC-Straßenkarte, die uns des öfteren klarzumachen versuchte, daß die an einer Straßenkreuzung ausgeschilderten Orte ebensowenig existierten wie die Straßen dorthin. Was möglicherweise zumindest teils auf die Bestrebungen der Einwohner von Hollywood (da mußten wir durch) zurückgeht, sich die Paparazzi vom Halse zu halten… Letztlich haben wir trotzdem fast ohne Umweg die Straße nach Glendalough (teilweise wirklich übel, mit tiefen Schlaglöchern in halb straßenbreiten Pfützen) gefunden, auf dem Weg dorthin manch rauhes Lüftchen der Wicklow Mountains zu spüren bekommen sowie einen ersten Vorgeschmack auf das wechselhafte Wetter und die Aktivitäten des hl. Kevin. (Zum Heiligen Kevin, irisch Caoimhghin: Geboren angeblich 498, aus königlichem Hause, zog sich nach einer Wallfahrt nach Rom als Eremit in die Einöde in den Wicklow Mountains zurück, fand viele Anhänger – was das Eremitenleben sicherlich nicht leichter machte – und gründete das Kloster Glendalough. Er war Abt dieser Gemeinschaft, lebte aber meist in der Einsamkeit, kilometerweit vom Kloster entfernt, und bevorzugte die Gegenwart von Tieren gegenüber der von Menschen. Gestorben ist er 618, was bei dem angeblichen Geburtsjahr ein „biblisches“ Alter von 120 ergibt. Genaues weiß man aber nicht, die ältesten schriftlichen Lebensbeschreibungen sind erst mehrere Jahrhunderte später entstanden.)
In Glendalough wartete eine Überraschung auf uns. Hatten wir während des gesamten Urlaubs irgendwie das Gefühl gehabt, mit dem Tourismus laufe es wohl momentan nicht gut, weil die Touristenansammlungen an den einschlägigen Orten eher mäßig waren, erlebten wir hier erstmals so etwas wie Hochsaison. Der recht großzügige Parkplatz war komplett voll (was allerdings auch ein wenig daran lag, daß mancher der anwesenden Autofahrer in der hohen Kunst des Einparkens immer noch ein Suchender oder Lernender war). Dazu Busse in Mengen und ein ameisenhaufenartiges Gewusel von Leuten und Leutchen.
Also erstmal wieder weg hier, raus aus Glendalough, hin zur Pension, die ungefähr auf halbem Wege nach Roundwood liegt. Die Frau Wirtin, eine nette ältere Dame namens Carmel, begrüßte uns und führte uns in ein superromantisches Zimmer mit Himmelbett und dem schönsten Kitsch der Welt. Herrlich!
Zweiter Versuch in Glendalough. Diesmal hatten wir mehr Glück, jedenfalls mit dem Parkplatz. Dafür begann es gerade wieder zu schütten. So begaben wir uns, mehr oder weniger elegant die Pfützen umtänzelnd, auf den schätzungsweise 200 bis 300 Meter langen Schotterweg vom Parkplatz zu den heiligen Hallen bzw. ihren stolzen Überresten. Ob des prasselnden Regens faßte der Schreiber dieser Zeilen den Entschluß, vorläufig die Photographiererei Eva allein zu überlassen, denn die große Kamera erfordert beidhändigen Einsatz, eine Hand hatte aber regenschirmumklammernderweise ein festes Alibi, und die kleine Kamera, einhändig verwendbar, lag trocken und warm bei Carmel in der Pension.
Irgendwann nach ungefähr einer halben Stunde hörte es ziemlich schlagartig auf zu regnen, und die Sonne kam heraus. Als hätte einer am Schalter gedreht. Im plötzlichen Sonnenlicht machte der Ort plötzlich einen ganz anderen Eindruck, vorbei war es mit der düsteren Wildromantik. Dafür nahmen die Schwierigkeiten zu, einen schönen Anblick zu haben bzw. ihn auch noch photographisch festzuhalten, ohne daß justamente im Zentrum des schönen Anblicks ein Dutzend Leute aus aller Herren Länder sich in Gruppenpose stellten oder ratlos den Reiseführer studierten. Nach einiger Zeit griff die unsichtbare Hand erneut nach dem Schalter, der Sonnenschein begann tropfenweise niederzugehen und verschwand alsbald; was blieb, war das tropfenweise Niedergehen. Blöd, daß die einzigen Gebäude auf dem Gelände, die ein Dach haben (der Rundturm und „St. Kevin‘s Kitchen“) unzugänglich sind, entweder mit Gittertüren versperrt oder mit einem Eingang in luftigen Höhen. Aber ein weiteres Mal wurde der Schalter gedreht, und die vollständige Durchnässung, vor der bei dem scharfen Wind auch die Regenschirme auf Dauer nicht schützten, blieb uns diesmal erspart. Nach einigem weiteren Herumkraxeln, über-Pfützen-Springen, durch-hohes-nasses-Gras-Waten und dem vergeblichen Versuch, zu einer etwas abgelegenen Ruine jenseits des Friedhofes zu gelangen, erachteten wir den Klosterkomplex als hinreichend besichtigt und kehrten zur Pension zurück.
Auf diesbezügliche Frage teilte uns Carmel freudestrahlend mit, sie nehme keine Kreditkarte, sondern nur Bares. Der nächste Geldautomat befinde sich in Roundtree im Supermarkt (dooferweise drinnen und auch noch direkt neben dem Kühlbereich – brrr – und nicht außen dran!). Zum Glück haben hierzulande die Supermärkte auch samstags und auch auf dem Dorf ziemlich lange offen; so ließen wir uns Zeit damit, dorthinzufahren, und besuchten dann gleich eines der (vielleicht 2 oder 3) Restaurants des Ortes. Recht preiswert, große Portionen; leckeres Guinness sowieso…
Tja, das war dann unser letzter Abend in Irland 😦
(von Eva)
Unsere Reiseroute:
Abschied von Cashel: Irisches Stimmungsbild mit Hurlingtor, Regenwolken, Sonnenschein, viel grünem Rasen und einer Ruine im Hintergrund
Verkehrsstau durch Kühe auf der Straße
Das Hurlingwappen des Countys Kildare
Athy, die Stadt mit dem – bezogen auf die „Größe“ der Siedlung – längsten Stau von Südirland, besitzt z.B. ein hübsches Castle (zur Besichtigung gings im Stau dann doch ein kleines bisschen zu schnell voran, aber nur ein bisschen…)
In jedem Dörfchen von Irland scheint es mindestens einen Buchmacher zu geben, so auch in Athy
Hübsches Häuschen an der Straße
Hier gehts nach Hollywood! Ihr habt nicht gewusst, wie Hollywood auf Gälisch heißt, oder?
In den Filmen habe ich nie so viele Schafe um den berühmten Schriftzug gesehen…
Kevin allein in der Kirche?
Die Wicklow Mountains
Am Bergpass war es ziemlich windig!
Die Einsiedelei des heiligen Kevin (Cóemhghein auf Gälisch = der Hochgeborene oder auch „hübsch und anmutig von Geburt“…)
Das Busunternehmen des heiligen Kevin
In Carmel’s B&B: Unser hyperromantisches Zimmer 🙂
Auf nach Glendalough!
Das Wetter war sehr einladend…
und animierte uns zu relativen düsteren Photos…
Alles war tropfnass…
bis sich auf einmal – wahrscheinlich ein Wunder des heiligen Kevin – ein Loch in den Wolken auftat…
und auf einmal die Sonne auf uns herunterlachte (und wir zurücklachten)!
Die Kathedrale von Glendalough
St. Kevin’s Church (oder auch Kitchen, weil der Turm wohl aussieht wie ein Schlot… naja…)
Bringt das Unglück, unter einem Grabstein durchzukriechen? Ich habs amal gelassen…
Der Rundturm von Glendalough (Freud hätte wahrscheinlich seine helle Freude gehabt, sowas in einer Mönchsabtei zu sehen…)
Ein sympathischer Friedhof, auf dem auch Himbeeren wachsen!
Das Eingangstor zu dem Klosterbezirk
Ein süßes Lämmchen mit Hasenohren
Ulrich mit seinem letzten Guinness abends im Pub
Mein Schäfchen war sehr traurig, dass es am nächsten Tag Irland verlassen musste und hat sich besoffen…
Und der Drache war natürlich – wie immer – auch gleich mit von der Partie!
Kommentar verfassen