(von Ulrich)
Tja, der 7.7., das war so ein Tag! Ich sag nur: Regen, Regen, Regen… und Wind… und ziemlich kalt…
Aber eins nach dem andern:
Daß es beim Aufstehen vom Himmel troff, war uns inzwischen ein vertrauter Anblick und grämte uns nur mäßig, denn in den letzten beiden Tagen hatte sich das Wetter ja noch jedesmal zum Guten entwickelt. Recht frohgemut vertilgten wir wieder das gewohnt sättigende Frühstück, räumten die Fürstensuite, erledigten das Geschäftliche und brausten von dannen.
Unser erstes Ziel hieß Killarney. Die große Nationalstraße dorthin kannten wir schon, die war langweilig, also fuhren wir die Nebenstrecke über Killorglin (schön; wäre sicherlich noch viel schöner gewesen, wenn es nicht so furchtbar geregnet hätte) und kamen fast ohne Stau bis in die Nähe des Stadtzentrums (was nach meinem bißchen Erfahrung mit dieser Stadt eher eine Ausnahme ist). Während es leicht, aber beharrlich nieselte – so richtiges Montagmorgenwetter -, warfen wir einen Blick in die herrliche gotische Kathedrale aus dem 19. Jahrhundert, schlenderten dann in die Innenstadt, setzten uns in ein Café und schauten dem Verkehrschaos zu. Auf einer Kreuzung waren sie mit einem Kran- oder Hubwagen zugange, und eine benachbarte Bank erhielt oder versandte einen Geldtransport, was die Präsenz nicht nur eines großen Lieferwagens erforderte, der den Verkehr aufhielt, sondern auch nicht weniger als fünf martialisch Uniformierter mit Sturmgewehren vor der Bank. Die armen Lastwagenfahrer, die mitten durch die Stadt mußten, sowieso kaum um die Ecken kamen mit ihren Riesenvehikeln und jetzt auch noch durch solcherlei Zirkus aufgehalten wurden, konnten einem schon leid tun (die PKW-Fahrer natürlich nicht minder).
Die nächste Station auf unserem ziellosen Weg durch die Stadt war ein Schuhgeschäft, das unmögliche Ware im Schaufenster hatte, über die wir genüßlich lästerten (u.a. zartlila geblümte Schuhe mit ca. 10cm-Plateausohlen und mörderischen Absätzen, sowas, was einem die Fremdschamröte ins Gesicht treibt); dann aber fiel Evas Blick darauf, was der Laden sonst noch feilbot, und schwuppdiwupp waren wir drin und ein Viertelstündchen später wieder draußen, um 2 Paar Sandalen reicher.
Der obligatorische Besuch in einem Internet-Laden (nix mit Café) schloß sich an, auf daß die Welt von unseren Abenteuern erfahre. Sodann liefen wir ein Musikgeschäft an, wo man ein sehr reichhaltiges Sortiment von Tin Whistles führte, von den eher simplen für die Touristen bis zu den besseren (einer der größten Hersteller dieser Instrumente sitzt übrigens in den USA und heißt „Susato“). Der Händler legte Eva eine größere Auswahl vor, die mit Ohr und Stimmgerät streng geprüft wurde, und schließlich wechselte eines der Instrumente den Besitzer. Man darf gespannt sein, was das Duo Saitenwind damit so anstellt…
Während all dieser Aktivitäten nieselte es fleißig weiter, immer gerade so viel oder so wenig, daß man sich nicht recht entscheiden konnte, ob man einen Schirm brauchte oder nicht.
Damit war der (wetterbedingt nicht übermäßig ambitionierte) Besuch von Killarney erfolgreich abgeschlossen. Ehe wir uns auf den Weg nach Skibbereen machten, wollte ich Eva gern noch etwas von den Schönheiten der Gärten von Muckross House, südlich der Stadt im Nationalpark, zeigen. Das Nieseln ließ nach, die Bedingungen waren also annähernd perfekt – jetzt mußte nur noch die Wolkendecke aufreißen, was bislang spätestens am Nachmittag immer der Fall gewesen war. Leider wollte und wollte die Wolkendecke uns diesen Gefallen nicht tun. Wir spazierten im Garten und im „Arboretum“ herum, es hatte immer noch nicht (naja, fast nicht…) wieder zu regnen begonnen, da kam ich auf die Idee, zum „Torc Waterfall“ zu gehen, ca. zweieinhalb Kilometer entfernt. Dort kann es sehr hübsch sein. Der Weg führt durch lichten Wald, dann vielleicht 800 Meter über freies Feld, ehe man schließlich kurz vor dem Ziel wieder Wald betritt.
Hätte man mit der Boshaftigkeit des Wetters rechnen müssen? Als wir ungefähr in der Mitte des freien Feldes waren, setzte heftiger Regen ein, zusammen mit stürmischem Wind; die Tropfen sausten fast waagerecht durch die Luft, die Regenschirme boten keinen Schutz – wir waren in kurzer Zeit klatschnaß und durchgefroren. Unser Besuch beim Wasserfall blieb denn auch kurz, die Stimmung kühl.
Glücklicherweise ließ der Regen dann wieder nach, so daß der Rückweg ohne Probleme bewältigt wurde; an seinem Ende stand ein Besuch in der Cafeteria des Muckross House, wo Kaffee und Früchtetee die Lebensgeister wieder auf Betriebstemperatur brachten.
Der Nachmittag war schon recht weit fortgeschritten – Zeit, endlich Kurs auf Skibbereen zu nehmen. Da, beim Kramen in den Hosentaschen nach dem Autoschlüssel, bemerkte der (bekanntlich mitunter etwas schusselige) Schreiber dieser Zeilen in der Tasche einen fremden Gegenstand. Juhu, das ist ja der Zimmerschlüssel von Tralee! Okay, Skibbereen mußte noch warten, erst kam dieser blöde Schlüssel nach Tralee zurück. Einmal durch das nachmittägliche Verkehrschaos von Killarney (mit der schönen Aussicht, uns da nachher nochmal durchzuquälen), durch das ebenfalls nicht unbeträchtliche Chaos von Tralee, der glücklichen Tochter der Frau Wirtin den Schlüssel reingereicht, Chaos Tralee, Chaos Killarney (es regnete übrigens wieder), und dann ab nach Skibbereen, durch herrliche Landschaften, auf schmalen Straßen, über wilde Bergpässe, bedroht von wilden Schafen… Es war eine wunderbare Fahrt; schade nur, daß wir in absehbarer Zeit mal ankommen mußten und nicht so viel anhalten und schauen konnten, wie wir gerne getan hätten. Abgesehen davon war von der Landschaft (und den wilden Schafen) dank Regen nicht so wirklich viel zu sehen…
Um es kurz zu machen (während ich das jetzt schreibe, ist es schon halb 2 in der Nacht) – wir sind gut bei Tanners (Verwandte des Schreibers dieser Zeilen) im „Ilenroy House“ in Skibbereen angekommen, bekamen furchtbar Leckeres zu essen (Breda Tanner bedauernd: „Only salad.“), ich bin, während Eva sich kopfschmerzhalber zurückzog, noch mit Ronnie Tanner auf ein paar Guinness in einen Pub gegangen.
Schönes Ende eines recht stressigen Tages.
In Killarney selber haben wir irgendwie genau gar kein Photo gemacht…
(von Eva)
Unsere Reiseroute:
Muckross House im Killarney Nationalpark
Mich hat das „Haus“ – möglicherweise auch inspiriert durch das Wetter – sehr an irgendein Gemäuer aus einem Edgar Wallace-Film erinnert, jeden Moment hätte Klaus Kinski infernalisch lächelnd um die Ecke kommen können („Noch einen Wunsch, Mylady?“)
„Die Fremde mit den Schirmen“ (nein, es hat ja eigentlich fast gar nicht geregnet…)
Im Park (tatsächlich eine kurze Regenpause)
Im (nassen) „Arboretum“ (höchst gelahrter Ausdruck für „Wald“ – muss ich mir merken, ab jetzt mach ich nur noch Arboretumspaziergänge)
Manche der Bäume im Arboretum haben sogar eine Baumfee!
Einer der Nationalparkseen, kurz bevor das Wetter endgültig scheußlich wurde
Am Wasserfall, mit dem schönen Gefühl, soeben unter einem ebensolchen hervorgekrochen zu sein (man beachte meinen höchst fröhlichen Gesichtsausdruck))
Wieder zurück im Arboretum: Ein Krummhornbaum! Nur mit Mühe konnte ich Ulrich davon überzeugen, dass das Holz zu nass ist, um sich gleich an Ort und Stelle ein Hörnchen zu schnitzen 😉
Auf der Fahrt durch die wilden Berge drohen bis dato unbekannte Gefahren!
Noch eindrücklicher wäre die Warnung aber so gewesen:
Tja, mehr Photos gibt’s nicht von diesem etwas feuchten Tag…
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